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Mein kleiner Weg @ /Losnummer/2010_0022
Mein kleiner Weg
Ich stehe nackt im Raum, halte mich nach oben gestreckt an einer Kette fest. Warme Sonnenstrahlen streicheln meine bebende Haut, noch unschuldig rein und verletzlich. Ich fühle mich frei, stark und sinnlich, so ungefesselt gebändigt, voller Stolz, absolutem Vertrauen und blanker Angst.
Seine Präsenz im Raum lässt mich frösteln. Spüre die Kühle seiner lautlosen Bewegungen und die Hitze seiner Nähe. Er lässt sich Zeit. Viel. Lässt meinen Hunger kommen, den Hunger nach einer Handlung, nach Willkür, Schmerz und Ohnmacht, der mir meinen Körper zu zerreissen scheint.
Als ich nicht mehr hoffe, warte, ganz in mir bin und das Denken verliere, beginnt er, der Tanz unter seinen Peitschen.
Seine Wahl der ersten Peitsche lässt mich erschauern, mein Körper fängt die Hiebe widerwillig auf. Er schlägt entspannt konzentriert, konstant und unberechenbar. Ich beginne mich zu winden, auszuweichen und immer wieder trotzig gerade hinzustehen. Meinen Schmerz und meine Begierde soll er nicht sehen.
Ich mag es, wie er eine weitere Peitsche auswählt, mit einem feinen Lächeln, mich abschätzt, um mich kreist und wie sein Blick sich verhärtet. Ich mag es, wenn er mich zittern lässt vor seiner Unnachgiebigkeit.
Die Zeit verliert sich, genauso die Hoffnung auf ein Ende. Mein Körper brennt vor lauter Peitschen und Holz, in meiner Mitte fühle ich kalte Nässe und ich mag mich vor Schweiss kaum mehr an der Kette halten. Er hält mich ausser Atem, so dicht folgen Schläge, die sich immer tiefer unter meine Haut, in meinen Stolz graben. Die Schreie brechen aus mir raus, immense Wut kommt hoch. Ich schlage aus und stelle mich, ohnmächtig vor seiner Macht, wieder in die Mitte. Seine Ruhe lässt mich seine Konsequenz spüren, lässt mir keinen Ausweg als da durch, auf diesem Weg.
Ich spüre, wie es bricht in mir, zögerlich, unaufhaltsam. Wie ein scharfer feiner Schmerz, der durch meinen Bauch, meine Brust und in meinen Hals zieht und mir die Tränen löst. Ich resigniere vor mir selbst und der immensen Gier, die jetzt hochkommt. Weiter, bitte weiter.
Er spürt mich, genau das, lässt sich noch genüsslich Zeit und setzt dann mit einer kalten, persönlichen Vehemenz fort, die mich erschlägt und sättigt, zusammenfallen und neu aufstehen lässt, stärkt und zunehmend, bis zur totalen Erschöpfung schwächt.
Irgendwann hänge ich durch. Einfach glücklich.
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