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Vergessen @Juni 2010 Losnummer: 2010008
Eingehüllt in eine weiche Decke knie ich zu seinen Füßen...suche seine Nähe und
er gewährt sie mir.
Eine letzte, verirrte Träne- er nimmt sie sich bevor sie vergeht.
Sorgfältig achtet er darauf daß ich gut eingepackt bin damit ich mich nicht erkälte.
Mir ist es in diesem Kokon viel zu warm- mein Körper ist noch nicht auf Standby Betrieb
runtergefahren- aber ich bin viel zu verwirrt um diesen einzig sicheren Ort zu
verlassen...viel zu geborgen um einen Fluchtversuch zu unternehmen.
Dankbar schließe ich die Augen... folge seinem Wunsch meine heißen Wangen tief in
seinem Schoß zu vergraben.
Ich bin noch nicht bereit zu sehen mir
Gewißheit zu verschaffen
ob was ich bei Dunkelheit, verborgen im Schatten, schemenhaft zu erkennen glaubte
wirklich ist- oder nur ein Traum war...
der im hellen Licht seine Konturen verliert und
seinen Schrecken.
Noch bin ich im Niemandsland, in der wunderbaren Zwischenwelt wo es keinen
Unterschied gibt zwischen Traum und Wirklichkeit, wo alles sein kann und nichts eine
Konsequenz hat...
wenn ich jetzt die Wahl hätte würde ich mich für Traum entscheiden.
Einfach wieder von der Hure zur Heiligen switchen und den kranken Alptraum abstreifen
wie ein schmutziges Hemd...die grausamen Szenen vergessen... die ekelhaften Details
ausblenden.
Unauslöschbar übrig bleiben würde nur eine leise Traurigkeit... eine unergründliche, tiefe
Sehnsucht und die zusammenhangslose Erinnerung an ein wunderbares Gefühl.
Was ich im Moment empfinde ist so...(erstrebenswert? wertvoll?) daß ich immer danach
suchen werde.
Obwohl ich es zum ersten mal fühle bin ich gierig danach.
Nach dieser Nähe und Geborgenheit...nach diesem „Es“...
das keinen Namen hat
und so stark ist
daß es mich für einen ewig dauernden Moment
(völlig erfüllt? glücklich gemacht?)
bis zum Platzen ausgefüllt und alle anderen Gefühle überlagert hat.
Geilheit, Freude, Angst, Wut, Liebe, Enttäuschung, Scham...und Schmerz.
Mir bleibt nicht mehr viel Zeit obwohl ich immer noch nicht bereit bin.
Aber das kleine Zeitfenster zur Ewigkeit beginnt sich zu schließen.
Und mit dem Ende der Ewigkeit kommen die anderen Gefühle zurück.
Manche kann ich schon ahnen... nicht besonders angenehm.
Peinlich...auf einmal schäme ich mich in Grund und Boden.
Für das was ich (vielleicht?) vorhin zugelassen hab...der tropfnasse Kontrollverlußt...die
Entgleisung meiner Körperfunktionen...die ganze Erbärmlichkeit meiner Schwäche.
Mir schießen die Tränen in die Augen...meine Wangen, die ich noch immer in seinem
Schoß vergraben habe glühen pulsierend (können geträumte Ohrfeigen sich so anfühlen?)
und die weiche Decke bereitet meinen Brüsten bei jedem Atemzug Höllenqualen.
Meine Hände fühlen sich (jetzt?) kalt und taub an...die Handgelenke tun weh...ich will sie
bewegen- aber es geht nicht weil...(er vergessen hat mir die Handfesseln anzunehmen?)
Ich beiße mir die Lippen blutig und heule lautlos in seinen Schoß um mich nicht daran zu
erinnern was die Ursache für den dumpf pochenden Schmerz der in meinen Pobacken
wühlt war...
überlege ob es ein Pflug war der mich unten aufgerissen hat ( oder seine Faust?)
Ich bin nicht bereit...will nicht sehen...will mich nicht sehen... und ihn nicht ansehen
Mit geschlossenen Augen aufstehen und diesen Ort verlassen.
Orientierung verloren...meine Erinnerung an das Zimmer ist lückenhaft...standen da
nicht...(Einrichtungsgegenstände?)
Den Nassen Fleck den ich (erzwungener Maßen) irgendwo hinterlassen habe werde ich
finden um ihn weg zu putzen...auch ohne hinsehen.
„Na? Ausgeschlafen?“
Seine in die Stille gesagten Worte schlugen in mein Bewusstsein ein wie eine Bombe...die
Detonation ließ mich hoch fahren. ( vielleicht wäre ich in Panik aufgesprungen und einfach
davon gerannt wenn meine eingeschlafenen Gliedmaßen und die Decke in die ich
immernoch eingewickelt war nicht daran gehindert hätten...so landete ich unsanft wieder
auf dem Boden.)
Wirklichkeit...der Schmerz ließ keine Spekulationen mehr zu und die Erinnerungen an die
letzten Stunden bekamen wieder Farben und gestochen scharfe Konturen.
Sofort versuchte ich eine akzeptable Haltung anzunehmen und sah zu ihm auf.
Oh mein Gott !Kein Zweifel- alles war real gewesen. Die zehntel Sekunde die ich es
schaffte ihn anzusehen genügte um zu wissen daß ich es wieder zulassen würde.
Weil ich mich noch ganz genau an dieses unbeschreibliche Gefühl erinnern konnte als er
mir erlaubte seine Nähe zu spüren...
mich aber überhaupt nicht mehr erinnern konnte wie der Schmerz sich angefühlt hatte.
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